Betreff
Berufswahlorientierungsprojekt in den Schuljahren 2010/11 und 2011/12
Vorlage
SV-8-0232
Art
Sitzungsvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Beschlussvorschlag:

 

  1. In den Schuljahren 2010/2011 und 2011/2012 wird das Berufswahlorientierungsprojekt „Berufsnavigator“ in Trägerschaft des Kreises Coesfeld durchgeführt.
  2. Allen interessierten Haupt-, Gesamt-, Realschulen und Gymnasien im Kreis Coesfeld soll die Teilnahme am Projekt ermöglicht werden.
  3. Der Sperrvermerk auf  die  im Haushalt  2010 eingestellten und nun notwendigen Finanzmittel (Teilergebnisplan Produktgruppe 40.03 Serviceleistungen) wird in einen Mittelumfang von 120.000 € aufgehoben,  sobald die bereits in Aussicht gestellte Förderung der Arbeitsagentur Coesfeld bewilligt ist. 
  4. Die Verwaltung wird beauftragt, die für die Projektumsetzung notwendigen Schritte zu veranlassen und darauf hinzuwirken, dass die „Optimierung  der Schnittstelle zwischen den schulischen Aktivitäten und der Einzelfallberatung  der Arbeitsagentur“ im Regionalen Bildungsnetzwerk behandelt wird.

 

 

Begründung:

 

I. Problem

Es wird verwiesen auf den Beschluss des Kreistages am 07.10.2009 (SV-7-1407/1) und auf Mitteilungen in den Sitzungen des Ausschusses für Schule Kultur und Sport am 16.02.2010 und 15.06.2010.

 

Bereits in den Schuljahren 2007/08 bis 2009/10 wurde an ausgesuchten Schulstandorten eine Berufswahlorientierung in Form des Berufsnavigators durchgeführt:

·         In 2007/08 erfolgte die Umsetzung unter Federführung des Rotary Clubs Coesfeld-Baumberge an ausgewählten Schulstandorten der Kreise Coesfeld (11 Schulen) und Borken (2 Schulen). Die Finanzierung erfolgte anteilig aus Spendenmitteln des Rotary Clubs und einer Eigenbeteilung der Schüler.

·         Im Schuljahr 2008/09  wurde das Projekt in Trägerschaft des Kreises auf  Grundlage eines Vertrages zwischen dem Kreis Coesfeld als Auftraggeber, der Berufsnavigator GmbH als Auftragnehmer und  den Rotary Clubs Coesfeld-Baumberge, Coesfeld und Lüdinghausen als Projektorganisator durchgeführt. Es nahmen 20 Schulen mit  insgesamt 1.564 Schüler teil.  Die Finanzierung der Kosten von insgesamt etwa 85.000 € erfolgte anteilig durch den Kreis Coesfeld (33%), die Arbeitsagentur (33 %), Spendenmittel von Volksbanken (22 %), Teilnehmerbeiträge und Fördervereine (12%). 

·         In 2009/10 erfolgte die Umsetzung in einem flächendeckenden Ansatz, d.h.  

o        Allen 32 Haupt-, Real- und Gesamtschulen und Gymnasien im Kreis Coesfeld wurde die Teilnahme am Projekt angeboten. Die Wahl des Instrumentes (BN oder geva-Test) war freigestellt.

o        Am Gesamtprojekt beteiligten sich 27 Schulen mit rd. 1.900 Schülerinnen und Schülern.

o        23 Schulen mit rd. 1.700 Schülern entschieden sich  für den BN.

o        An 4 Schulen mit rd. 200 Schülerinnen und Schülern wurde der – als Pilotprojekt sehr kostengünstige  - geva-Test durchgeführt.

 

Im Rahmen des Ausführungsbeschlusses für die Maßnahme im Schuljahr 2009/10 in  der Sitzung am 07.10.2009 hat der Kreistag auch Folgendes beschlossen:

 

„Nach Evaluation des nächsten Durchgangs insbesondere unter Prüfung der Einbeziehung anderer Projektanbieter sind auch für die Folgeschuljahre die benötigten Mittel für ein flächendeckendes Angebot in den Haushalt einzustellen.“

 

Im Haushalt 2010 ist im Teilergebnisplan der Produktgruppe 40.03 Serviceleistungen (Zeilen 02 und 15 und „Erläuterungen“)  für die Umsetzung des Berufswahlorientierungsprojektes im Schuljahr 2010/11 ein Aufwand von 137.500 € vorgesehen. Der Ansatz ist im Hinblick auf die eingeplante aber nicht gesicherte Beteiligung der Agentur für Arbeit in Höhe von 45.000 € mit einem Sperrvermerk versehen worden. Zudem sind Erträge durch Spendenmittel in Höhe von 30.000 € eingeplant.

 

Seitens der Arbeitsagentur Coesfeld ist inzwischen eine Förderung für das BN-Projekt in der bisherigen Höhe (45.000 €) für die folgenden Schuljahre 2010/11 und 2011/12 verbindlich in  Aussicht gestellt worden. Hierbei geht man von folgenden Voraussetzungen aus:

 

·         Sicherstellung des mindestens gleich hohen Finanzierungsanteils durch den Kreis Coesfeld in Höhe von 45.000 € pro Schuljahr.

·         Eine ausschließliche - wie bisher im Rahmen der SGB-III-Förderung erfolgte - Projektumsetzung durch das Berufsnavigator-Verfahren.

 

II.  Lösung

 

1.      „Evaluation des Durchgangs im Schuljahr 2009/10“

Am 14.08.2010 hat das Institut für Erziehungswissenschaften der  Westfälischen  Wilhelmsuniversität (IfE)  die „Expertise der Maßnahmen zur Unterstützung der schulischen Studien- und Berufswahlorientierung im Kreis Coesfeld 2010“ vorgelegt.

 

Diese Untersuchung basiert auf folgenden Grundlagen:  

 

·         Die  Auswertung der einschlägigen Forschungsliteratur,

·         Analyse der von der Berufsnavigator GmbH und der geva GmbH zur Verfügung gestellten Dokumente und der von beiden Unternehmen generierten Feedbackdaten,

·         einem  Gutachten von Prof. Sander (IfE) zum ersten Berufsnavigator-Projekt aus dem Jahr 2008,

·         Teilnehmende Beobachtungen der Gutachter an ausgewählten Schulen im Kreis Coesfeld,

·         Die Auswertung der schriftlichen Stellungnahmen der Schulen, an denen die Instrumente zum Einsatz kamen, und ergänzend versandter Fragebögen,

·         Die Ergebnisse des am 17. Mai 2010 im Kreishaus mit den Studien- und Berufswahlkoordinatoren der Schulen und Vertretern der Beratungs- und Vermittlungsdienste der Agentur für Arbeit durchgeführten Workshops.

 

Die  Kapitel „1. Kurzzusammenfassung“,  3.3. Bewertung der Studien- und Berufswahlorientierung im Kreis Coesfeld“  und „ 4. Empfehlungen und „Entwicklungsperspektiven“ sind als Anlage 1 beigefügt (Der vollständige Text ist über die Internetseite des Kreises Coesfeld abrufbar – www.kreis-coesfeld.de > Politik > Sitzungsdienst für Bürger).

 

Die Untersuchung beinhaltet folgende zentrale Aussagen:

 

·         „Mit der Gewährleistung eines flächendeckenden Angebots zweier Mess- und Beratungsinstrumente zur Studien- und Berufsorientierung ordnet sich der Kreis Coesfeld positiv in den Reigen der Kreise und Kommunen ein, die durch den Aufbau eines kommunalen Übergangsmanagements aktiv gestaltend auf den demographischen Wandel, die Expansion des so genannten Übergangssystems, den Fachkräftemangel und hohe Quoten an Ausbildungs- und Studienabbrüchen reagieren. Das Engagement des Kreises Coesfeld in der Studien- und Berufsorientierung ist angesichts des demographischen Wandels,  des sich abzeichnenden Fachkräftemangels, der Expansion berufsvorbereitender Maßnahmen im sogenannten Übergangssystem und hoher Quoten an Ausbildungs- und Studienabbrüchen grundsätzlich sinnvoll.“

·         Eine verbindliche Entscheidung zugunsten eines der beiden Instrumente ist dabei sachlich nicht zu begründen. Auf eine zentrale Vorgabe, welches der beiden Instrumente an den Schulen eingesetzt wird, sollte verzichtet werden.“

·         Es wird von den Gutachtern empfohlen, das Unterstützungsangebot zunächst für die nächsten zwei Jahre zu sichern und den Einsatz mit Blick auf die Nachhaltigkeit weiter zu untersuchen.

·         Als wesentlicher Gesichtspunkt und Hauptaufgabe wird die Optimierungsnotwendigkeit der Aktivitäten an der Schnittstelle zwischen  den schulischen Aktivitäten und der Einzelfallberatung  der Arbeitsagentur gesehen.

 

 

2.      Künftige Umsetzung

 

Ausgangssituation:

·         Inhaltlich muss aufgrund des wissenschaftlichen Gutachtens keinem der beiden eingesetzten Instrumente ein Vorzug eingeräumt werden.

·         Bezüglich der seitens der  Arbeitsagentur Coesfeld in Aussicht gestellten Förderoption ergibt sich die notwendige Festlegung auf das Berufsnavigator-Verfahren. Die im Haushalt 2010 angesetzten Kreismittel (62.500 €) sind damit überwiegend als hierfür notwendiger Co-Finanzierungsanteil gebunden. Verbleibende Kreismittel im Haushaltsansatz (17.500 €) könnten für die Sicherstellung einer geva-Test-Option alleinig genutzt werden. Das  Ergebnis widerspräche der bisherigen Philosophie einer gleichmäßigen Verteilung der Finanzlasten auf die Projektpartner.

·         Die bisher gewährte und auch für das nächste Schuljahr in Aussicht stehende Förderung der Volksbanken wird ebenfalls mit der Erwartung des Berufsnavigator-Einsatzes verbunden sein.

·         Für die Umsetzung der von den Wissenschaftlern empfohlenen Wahloption fehlen damit maßgebliche Grundlagen.

·         Sowohl die Optimierung der Schnittstelle „Schulische Orientierung - Berufsberatung“, wie auch die weitere Verbesserung der Methodik auf Grundlage der wissenschaftlichen Empfehlungen sind bei der künftigen Umsetzung in den Focus zu nehmen. Hieraus ergibt sich für das – seit dem 02.08.2010 gestartete -  Regionale Bildungsnetzwerk und dem dazugehörigen Bildungsbüro  im Rahmen des vereinbarten Handlungsfeldes „Übergang – Schule – Beruf“ bereits eine konkrete Aufgabe, die es umzusetzen gilt.

 

Umsetzung des Berufwahlorientierungs-Projektes in den Schuljahren 2010/11 und 2011/12:

·         Das  Berufswahlorientierungsprojekt soll auch in den  Schuljahren 2010/11 und 2011/12  in Trägerschaft des Kreises durchgeführt werden. Dabei soll weiterhin allen interessierten Haupt-, Gesamt-, Realschulen und Gymnasien im Kreis Coesfeld die Teilnahme am Projekt ermöglicht werden.

·         Wie bisher soll mit der Durchführung die Berufsnavigator GmbH beauftragt werden. Als Grundlage für die Durchführung werden wieder Verträge zwischen dem Kreis Coesfeld als Auftraggeber und der  Berufsnavigator GmbH als Auftragnehmer abgeschlossen.

·         Das Angebot der Förderung eines alternativen Verfahrens in  Form des Geva-Testes kann auf Grund der dargestellten Rahmenbedingungen nicht erfolgen. Mit der Teilnahmeerklärung der Schulen ist die Festlegung auf das Verfahren Berufsnavigator verbunden.

·         Form, Inhalt und mögliche weitere Unterstützung der Rotary-Clubs Coesfeld-Baumberge, Coesfeld und Lüdinghausen ist noch mit den Verantwortlichen zu klären. Grundsätzlich gilt die Empfehlung im Gutachten des IfE-WWU, dass sich die Rotary-Clubs  „um die Berufswahlvorbereitung der Jugendlichen sehr verdient gemacht“ haben und es zu wünschen wäre, „dass sie dieses Engagement fortsetzen, um die erkennbaren Erfolge zu sichern“. 

·         Die Projektorganisation sollte weiterhin im Rahmen einer vertraglichen Vereinbarung extern übernommen werden. Die kreisseitige Koordinierung wird durch das seit dem 01.08.2010 eingerichtete Regionale Bildungsnetzwerk wahrgenommen.

 

Teilnehmerzahl 2010/11

Es ist davon auszugehen, dass die Teilnehmerzahl gegenüber. dem abgelaufenen Schuljahr zunehmen wird, da Schulen aufgrund des späten Projektbeginns im Schuljahr 2009/2010 von der Möglichkeit zur Teilnahme abgesehen haben.

Außerdem ist davon auszugehen, dass das Interesse am Verfahren seitens der Schulen und besonders seitens der Schüler weiter zunehmen wird.

Bei einer Zielgruppe, deren Grundgesamtheit etwa 2500 Schüler/innen ausmacht, und  einer tatsächlichen Teilnehmerzahl von ca. 1.900 Schüler/innen im Jahr 2009/10 wird nun mit einer Teilnehmerzahl von 2.300 Schüler/innen kalkuliert.

 

Aufhebung des Sperrvermerks

Mit Bewilligung der in Aussicht gestellten Förderung der Agentur für Arbeit in Höhe von 45.000 € wird der Sperrvermerk im Umfang von 120.000 € aufgehoben.

Eine Freigabe des Gesamtbetrages (137.500 €) ist im Hinblick auf die unter III. dargestellte Finanzierungsplanung nicht erforderlich.

 

III. .Kosten-Folgekosten-Finanzierung

 

Kosten:

Für die Umsetzung der Maßnahme im Schuljahr 2010/11 wird  von Kosten in Höhe von 131.500 € ausgegangen. Die Kalkulation der Kosten erfolgte auf Grundlage folgender Annahmen:

  • Erwartete Teilnehmerzahl von 2.300 Schüler/innen.
  • Für die Testkosten, die je nach Version und Anzahl je Schule variieren können, wird ein Durchschnittswert von 55 € Brutto angenommen.
  • Für die Projektorganisation werden 5.000 € veranschlagt.

 

Kostenkalkulation BN 3

Testkosten Pro Schüler

               55,00 €

Schüler

2.300  

Summe Testkosten

124.200 €

Projektorganisation

              5.000 €

Gesamt

     131.500 €

 

Finanzierung

Die Kalkulation der Gesamtfinanzierung  ergibt sich aus folgenden Komponenten:

§         Der in Aussicht stehende – den Regelungen des § 33 SGB III entsprechender – Anteil der Agentur für Arbeit in Höhe von 45.000 €

§         Anteil des Kreises Coesfeld in Höhe von 45.000 €.

§         Eigenbeteiligung der Schüler von 5 €, d.h. in der Summe 11.500 €.

§         Zu erwartende Spendenmittel in Höhe von insgesamt 30.000 €.

 

Projektbudget BN 3

Finanzierungsanteil Kreis Coesfeld

               45.000 €

Finanzierungsanteil BA nach § 33 SGB III

               45.000 €

Spenden (Volksbanken)

               30.000 €

Eigenbeteiligung der Schüler

               11.500 €

Summe

            131.500 €

 

 

Der freizugebende Ausgabeansatz könnte von geplanten 137.500 € auf 120.000 € (131.500 € ./. 11.500 € Eigenbeteiligung der Schüler) gesenkt werden.

Sollten die Kosten aufgrund geringerer Teilnehmerzahlen sinken, wird die Verringerung der öffentlichen Finanzierungsanteile mit der Agentur für Arbeit abgestimmt.

 

Die Summe der Spendenbeträge ist bislang eine kalkulatorische Größe, die noch nicht zugesichert wurde. Nach einem deutlichen Signal des Kreises und der Arbeitsagentur für die vorgeschlagene Projektdurchführung ist jedoch mit Zusagen im erwarteten Umfang zu rechnen.

 

Auch im Folgeschuljahr 2011/12 soll das Berufswahlorientierungsprojekt als flächendeckendes Angebot für die Sekundarstufen I und II durchgeführt werden. Hierfür werden Aufwendungen und Erträge in der Höhe wie für das Schuljahr 2010/11 in den Entwurf des Produkthaushaltes 2011 eingestellt.

 

 

IV. Alternativen

Die Aufhebung des Sperrvermerks erfolgt nicht.

 

Der Sperrvermerk wird in einem Umfang von 137.500 € aufgehoben. Damit stünde ein Betrag in Höhe von 17.500 € zur Verfügung, um einen Finanzierungsbeitrag für die Durchführung des geva-Tests an einzelnen Schulen – ohne Förderung der Agentur für Arbeit und ohne Einsatz von Spendenmitteln der Volksbanken –  zu leisten.

 

V.  Zuständigkeit für die Entscheidung

Laut Sperrvermerk entscheidet der Kreistag über die Bereitstellung der Mittel im Rahmen eines Durchführungsbeschlusses.

Anlagen:

Anlage 1: Auszug aus der Expertise der WWU Münster