Hilfen für Familien im Fokus - Jugendämter und Jugendhilfeträger beraten über Steuerungsinstrumente
Frühförderung für die Kinder, psychiatrische Betreuung des Sohnes, Paartherapie für die Eltern und eine sozialpädagogische Familienhilfe für alle – die Familie H. kann sich über mangelnde Hilfestellungen nicht beklagen, doch wer soll hier den Überblick behalten? Als „ein gutes Beispiel für ein komplexes Helfersystem“ bezeichnete Berthold Büning, Leiter des Stadtjugendamtes Dülmen, diesen fiktiven Fall – und eröffnete gemeinsam mit Heinz Briefs vom Diözesancaritasverband Münster eine Fachtagung am Montag dieser Woche (17. Mai 2010) im Barbarahaus in Dülmen: Das Kreisjugendamt sowie die Jugendämter der Städte Coesfeld und Dülmen trafen sich mit den Jugendhilfeträgern im Kreis, um über das Thema „Zielorientierte Steuerung von Hilfen zur Erziehung" zu beraten. Rund 120 Fachkräfte nahmen an der Veranstaltung teil.
Komplexität abbauen und mehr Transparenz im Hilfeprozess schaffen – hier wollen die Jugendhilfeträger und die drei Jugendämter aus dem Kreis Coesfeld gemeinsam ansetzen und diskutierten dazu über die Ausgestaltung von Zielvereinbarungen. Denn die Hilfe benötige Instrumente der Steuerung, hieß es übereinstimmend.
Es ist wichtig, dass der Hilfebedarf der Klienten und die Ziele überprüft werden können, meinte Büning. Zudem müsse man sich als Fachkraft einen Überblick verschaffen können, wohin die „Reise“ mit der Familie gehen solle, welche Ziele realistisch zu erreichen seien. Eine Möglichkeit zur Zielsteuerung stellte Raoul Termath, stellvertretender Leiter des Kreisjugendamtes Coesfeld, dem Fachpublikum vor. Mit einem standardisierten Steuerungsbogen als neuem Hilfsinstrument sollen die Jugendamtsfachkräfte nach den ersten Familienkontakten vorläufige Bedarfe und Ziele der Klienten feststellen und die Gesamtsituation einschätzen.
Im zweiten Schritt werden passgenaue Angebote mit der Familie geplant und umgesetzt, erklärte Termath. In einem Fachgespräch zwischen Jugendamt und Träger diene das neue Steuerungssystem als Grundlage zur Verständigung über Ziele, die in der Familie erreicht werden sollen. In acht Arbeitsgruppen setzten sich die Fachkräfte weiter mit Familie H. auseinander, um die neue Steuerung zu erproben. Das Ergebnis: Der Bogen verschaffe einen guten Überblick, sei ziel- und ergebnisorientiert, aber auch noch ausbaufähig. Die Hilfeanbieter schlugen eine noch stärkere Beteiligung der Klienten vor – eine Verfeinerung des Steuerungsbogens, die Raoul Termath für den Kreis Coesfeld direkt zusagte.