Luftbild des Kreishaus 1 der Kreisverwaltung Coesfeld
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50 Jahre Kommunale Neugliederung

Was war die Kommunale Neugliederung?

Die Kommunale Gebietsreform, die ab den späten 1960er-Jahren schrittweise umgesetzt wurde, hat die politische und gesellschaftliche Landschaft Nordrhein-Westfalens sowie des Münsterlands bis heute nachhaltig geprägt. Im Kern ging es darum, durch die Zusammenlegung von Gemeinden und Ämtern leistungsfähige und moderne Verwaltungseinheiten zu schaffen, die den Anforderungen einer zunehmend komplexen Gesellschaft gerecht werden konnten. Mit dem Inkrafttreten des sogenannten Münster/Hamm-Gesetzes am 1. Januar 1975 wurde die politische Karte des Münsterlands neu gezeichnet.

Die Reform zielte darauf ab, wirtschaftlich und verwaltungstechnisch schwächere Einheiten zu stärken, die kommunalen Aufgaben effizienter zu organisieren und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Viele kleine Gemeinden waren aufgrund ihrer geringen Einwohnerzahl und beschränkten finanziellen Ressourcen nicht in der Lage, moderne Infrastrukturprojekte oder Verwaltungsdienstleistungen im notwendigen Umfang zu realisieren. Durch die Neugliederung entstanden größere Kommunen und Kreise, die besser auf die Herausforderungen von Wirtschaftswandel, Urbanisierung und Bevölkerungswachstum reagieren konnten.


Wie verlief die Kommunale Neugliederung im heutigen Kreis Coesfeld?

Portrait von Mathias Goß, erster Oberkreisdirektor des 1975 neu gebildeten Kreises Coesfeld (Foto: Archiv Kreis Coesfeld).

Mathias Goß, erster Oberkreisdirektor des 1975 neu gebildeten Kreises Coesfeld (Foto: Archiv Kreis Coesfeld).

Vor der Kommunalen Neugliederung war das Münsterland in eine Vielzahl von Kreisen, Gemeinden, Städten und Ämtern gegliedert. Diese Struktur spiegelte vor allem die historische Entwicklung wider, insbesondere die preußische Verwaltungstradition des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Es gab Kreise wie Münster, Coesfeld, Lüdinghausen, Borken und Ahaus, die aus zahlreichen kleinen Gemeinden und Verwaltungseinheiten bestanden. Besonders im ländlich geprägten Münsterland waren viele Gemeinden einwohnerschwach und hatten nur begrenzte finanzielle sowie organisatorische Möglichkeiten. Kreisverwaltungen übernahmen damals zentrale Verwaltungsaufgaben für die oft kleineren Gemeinden in ihrem Zuständigkeitsbereich.

Die Reform im Münsterland verlief in zwei Phasen:

Phase 1: Zusammenschlüsse kleiner Gemeinden bis 1969

Bis 1969 führte die Landesregierung erste Maßnahmen durch, um die zersplitterte Verwaltungsstruktur im Münsterland zu optimieren. Dies geschah durch die Zusammenlegung kleinerer Gemeinden und Ämter. Orte wie Buldern und Hiddingsel wurden mit Nachbargemeinden fusioniert, um größere Verwaltungseinheiten zu schaffen. Gleichzeitig schlossen sich die Stadt Billerbeck und die Gemeinden Kirchspiel Billerbeck und Beerlage zur Stadt Billerbeck zusammen. Parallel dazu wurden zentrale Städte wie Coesfeld und Dülmen gezielt gestärkt, damit sie als Verwaltungs- und Wirtschaftszentren für die umliegenden Gebiete dienen konnten.

Phase 2: Münster/Hamm-Gesetz vom 9. Juli 1974

Der zweiten, tiefgreifenderen Phase lag das Münster/Hamm-Gesetz zugrunde, das im Sommer 1974 durch den Landtag beschlossen wurde und am 1. Januar 1975 in Kraft trat. Nach intensiven und oft kontroversen Debatten führte dieses Gesetz zu einer weitreichenden Neuordnung der Kreise und Gemeinden. Der Landkreis Coesfeld und der benachbarte Landkreis Lüdinghausen wurden aufgelöst, und der heutige Kreis Coesfeld entstand. Er umfasst seither auch die Gemeinden Nottuln und Havixbeck, die zuvor dem Landkreis Münster angehörten, der ebenfalls aufgelöst wurde. Gleichzeitig wurden einige Gemeinden an benachbarte Kreise abgegeben. Die Stadt Coesfeld blieb jedoch Kreisstadt und übernahm die Funktion des Verwaltungssitzes.

Die Neugliederung war nicht unumstritten. Kritiker befürchteten, der neue Kreis Coesfeld sei allein wegen der geringen Größe und seiner schwach ausgeprägten Wirtschaft nicht überlebensfähig. Schnell machte die Bezeichnung „Armenhaus des Münsterlandes“ die Runde. Sowohl politisch als auch aus der Bevölkerung wurde vielfach der Verlust historisch gewachsener Strukturen und Identitäten beschworen. Viele Bürgerinnen und Bürger standen den geplanten Fusionen skeptisch gegenüber, da sie eine Schwächung der lokalen Eigenständigkeit befürchteten. Dennoch setzte sich letztlich die Überzeugung durch, dass größere Verwaltungseinheiten effizienter und zukunftsfähiger sein würden.

Schlussendlich wurde die Kommunale Neugliederung zum 1. Januar 1975 vollzogen. Strittig blieb aus Sicht des Kreises Coesfeld und auch der betroffenen Stadt die Zugehörigkeit Geschers zum ebenfalls neuen Kreis Borken, sodass Verfassungsbeschwerde beim Verfassungsgerichtshof eingelegt wurde. Letztendlich jedoch ohne Erfolg. 


Der Kreis Coesfeld heute

Karte des Kreises Coesfeld in seinem Zuschnitt ab dem 1. Januar 1975

Karte des Kreises Coesfeld in seinem Zuschnitt ab dem 1. Januar 1975 (Quelle: Kreis Coesfeld)

Seit der Neugliederung im Jahr 1975 umfasst der Kreis Coesfeld elf Städte und Gemeinden: die Städte Coesfeld (Kreisstadt), Dülmen, Billerbeck, Lüdinghausen und Olfen sowie die Gemeinden Ascheberg, Havixbeck, Nordkirchen, Nottuln, Rosendahl und Senden.

Die ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Region hat sich in den Jahrzehnten nach der Neugliederung dynamisch weiterentwickelt. Dank des westfälischen Erfindungsreichtums und gezielter Investitionen entstand ein starker mittelständischer Wirtschaftssektor. Heute sind insbesondere die Agrarforschung, die Nahrungsmittelindustrie, die Logistik und die Bauwirtschaft prägende Wirtschaftszweige im Kreis Coesfeld. Unternehmen aus diesen Branchen sorgen nicht nur für Arbeitsplätze vor Ort, sondern tragen auch zur überregionalen Wettbewerbsfähigkeit der Region bei.

Besonders hervorzuheben ist, dass der Kreis Coesfeld regelmäßig die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz Nordrhein-Westfalen aufweist. Dies unterstreicht die starke Wirtschaftskraft der Region und die hohe Lebensqualität, die sie ihren Bewohnern bietet.

Blick auf die hügelige Landschaft der Baumberge im Kreis Coesfeld. Im Vordergrund ein gelbes Blütenfeld, dahinter eine Reihe herbstlicher Laubbäume. Landwirtschaftliche Flächen, Wiesen und Bauernhöfe erstrecken sich bis zum Horizont, wo die sanften Hügel in leichter Dunstigkeit verschwimmen.

Die Baumberge im Kreis Coesfeld sind heute ein beliebtes Ausflugsziel. (Foto: Kreis Coesfeld)

Auch touristisch hat sich der Kreis Coesfeld einen Namen gemacht. Gemeinsam mit dem Münsterland e.V. werden die zahlreichen Wasserschlösser und Burgen, eingebettet in die typisch westfälische Parklandschaft, erfolgreich als Attraktionen vermarktet. Diese historischen Bauwerke sind heute nicht nur ein bedeutender Bestandteil des kulturellen Erbes der Region, sondern auch ein Magnet für Besucherinnen und Besucher. Rad- und Wandertourismus haben sich in den letzten Jahren ebenfalls zu wichtigen Standbeinen des Tourismus entwickelt.

Die hohe Lebensqualität zeigt sich auch in der Bevölkerungsentwicklung: Während 1975 noch rund 160.000 Menschen im Kreisgebiet lebten, sind es heute über 226.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Diese positive Entwicklung ist Ausdruck der Attraktivität des Kreises Coesfeld als Wohn- und Arbeitsstandort.

Der Kreis Coesfeld steht auch in Zukunft vor Herausforderungen wie dem demografischen Wandel, der Digitalisierung und der Energiewende. Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Kreisen des Münsterlands sowie innovativen Ansätzen in Wirtschaft und Verwaltung ist die Region jedoch gut aufgestellt, um diese Aufgaben zu meistern.

Die Kommunale Neugliederung hat den Kreis Coesfeld und das Münsterland entscheidend geprägt. Trotz anfänglicher Skepsis haben sich die Reformen als Grundlage für eine erfolgreiche wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung erwiesen. Heute steht der Kreis Coesfeld für eine harmonische Verbindung von Tradition und Moderne, die den Bewohnerinnen und Bewohnern eine hohe Lebensqualität und eine vielversprechende Zukunft bietet.


Programm zum Jubiläum Veranstaltungsreihe „Kultur und Demokratie 2025. Wir im Kreis Coesfeld“: Kreis, Kommunen, Kirchen und Initiativen kooperieren

Cover der Broschüre Kultur und Demokratie 2025. Wir im Kreis Coesfeld.

Gesamtprogramm von Kultur und Demokratie 2025. Wir im Kreis Coesfeld. (Grafik: Kreis Coesfeld)

Der 50. Jahrestag der Kommunalen Neugliederung lässt uns reflektieren, wer wir im Kreis Coesfeld sind und wie wir zu dem wurden, was wir heute darstellen. Viele Menschen haben ein Stück ihrer Identität verloren, weil sie zuvor anderen Orten oder anderen Kreisen angehörten: So wurden etwa Darfeld, Holtwick und Osterwick zur Gemeinde Rosendahl zusammengefasst, und Lüdinghausen verlor seine Stellung als Kreisstadt; Nummern- und Ortsschilder änderten sich in der Folge. Die eigene regionale Identität wurde jedoch nicht verdrängt, sondern weiterentwickelt, was bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Auch der Zuzug von Menschen mit anderer kultureller Prägung brachte nicht nur neue Impulse, sondern auch Verunsicherungen mit sich.

Im Projekt „Kultur und Demokratie. Wir im Kreis Coesfeld“ verstehen die Beteiligten die Meinungsvielfalt als echte Bereicherung – und wollen ihr mit verschiedenen kulturellen, niedrigschwelligen Veranstaltungsformaten offen begegnen. Auch Veranstaltungen zur Demokratiebildung sind unverzichtbar, insbesondere im Hinblick auf anstehende Wahlen. Die Kultur wird dabei zur Brückenbauerin.

Gesamtprogramm: Kultur und Demokratie 2025. Wir im Kreis Coesfeld.


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