Ausstellung „Women in Progress“ naht: Leihgaben treffen auf Burg Vischering ein
Es ist einiges zu transportieren: Rund 40 ganz unterschiedliche Exponate bilden die kommende Ausstellung „Women in Progress“ und finden in diesen Tagen ihren Weg zur Burg Vischering in Lüdinghausen, wo am 2. Februar 2025 (Sonntag) um 17:00 Uhr die feierliche Eröffnung stattfindet. Leihgaben aus Berlin, Köln, Bonn und Frankfurt, Rheine, Rosendahl, Havixbeck und Münster sind dabei. Einiges stammt aus dem Bestand des Center for Literature auf Burg Hülshoff und wurde von Mitarbeitenden des Kreises nun abgeholt. Denn die große Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) ist eine von sechs Künstlerinnen aus fünf Jahrhunderten, die in der Sonderausstellung gewürdigt werden.
Warum gibt es so wenige berühmte Künstlerinnen? Auf Burg Vischering wird dieser Frage bis zum 25. Mai 2025 nachgegangen. Dabei entdeckt die Retrospektive Frauen in der Geisteswelt neu, wurden diese doch in der Kunst- und Wissenschaftsgeschichte geradezu systematisch vergessen, übergangen, ausgeklammert und in ihrer Leistung geschmälert. Die sechs Künstlerinnen aus ganz unterschiedlichen Kontexten und Epochen zeigen eindrucksvoll, dass die Historie neu geschrieben werden muss.
Unter den Museumsstücken befindet sich zum Beispiel eine originale Druckgrafik der in Köln geborenen Kupferstecherin Magdalena van de Passe (1600–1638). Ihre Werke wurden lange ihrem Vater oder ihrem Bruder zugeschrieben. Sibylla Schwarz (1621-1638), eine deutsche Dichterin des Barock, die bereits mit 17 Jahren verstarb, wird mit dem Band „Deutsche Poetische Gedichte“ gewürdigt. Bereits mit zehn Jahren verfasste Schwarz Gedichte, in denen für die Zeit eine ungewohnt weibliche Perspektive eingenommen wird. Präparate erinnern zusammen mit ihren berühmten Pflanzen-Aquarellen und weiteren Ausstellungsstücken an die Künstlerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647-1717). Als wohl eine der ersten Frauen überhaupt, reiste sie Ende des 17. Jahrhunderts nach Südamerika und legte den Grundstein für die heutige Insektenkunde. Mit Faksimiles wird ebenso eine Brücke geschlagen zum literarischen Schaffen der großen Annette von Droste-Hülshoff. Als Verfasserin des Zyklus „Das geistliche Jahr“ wurde sie zunächst als „frommes Fräulein“ in der christlichen Welt berühmt. Das beweist auch ihr Konterfei auf D-Mark-Scheinen und Briefmarken. Die expressionistische Künstlerin Rosy Lilienfeld (1896-1942) repräsentiert das Leben und Schaffen in der Weimarer Republik, aber auch die anhaltende Benachteiligung als Frau und die Verfolgung als Jüdin. Ihre Zeichnungen, die in der Ausstellung gezeigt werden, sind nur ein Bruchteil ihres Werkes: Ihre komplette Gemäldesammlung gilt als verschollen. Die zeitgenössische finnische Künstlerin Milja Laurila (Jahrgang 1982) setzt sich intensiv mit dem Thema „Frauen als Objekt und Sujet in der Kunst“ aus heutiger Sicht auseinander – als Brückenschlag über die Epochen. Zur Eröffnung der Ausstellung am 2. Februar 2025 (Sonntag) um 17:00 Uhr lädt der Kreis Coesfeld alle Interessierten herzlich ein.