Haushaltsentwurf für 2026 eingebracht
Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr bei seiner Haushaltsrede im Kreistag (Foto: Kreis Coesfeld).
Landrat und Kreisdirektor mahnen und motivieren
Die Einbringung des Haushaltsentwurfs für 2026 stand im Mittelpunkt der Kreistagssitzung am Mittwoch, den 26. November 2025. Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und Kreisdirektor Dr. Linus Tepe als Kämmerer erörterten die Eckpunkte des Haushalts für 2026 und legten dem Kreistag die im kommenden Jahr zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben des Kreises vor.
Der Haushaltsentwurf 2026 mit dem Titel „STARK AUCH FÜR MORGEN. Vorsorgen. Gestalten. Erhalten.“ sieht Erträge in Höhe von rund 591,5 Mio. € vor. Dem stehen Aufwendungen in Höhe von rund 593,3 Mio. € gegenüber. Zur Senkung der Kreisumlage allgemein schlägt die Verwaltungsspitze vor, 1,8 Mio. € aus der Ausgleichsrücklage zu entnehmen, sodass der Haushalt fiktiv ausgeglichen ist. Der Zahlbetrag der Kreisumlage allgemein 2026 liegt im kommenden Jahr bei 145,6 €; 1,08 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Hebesatz von 34,98 Prozent. Die Steigerungen sind dabei im Wesentlichen durch die steigenden Kosten der LWL-Umlage, die gestiegenen Kosten für den ÖPNV sowie die zunehmenden Aufwendungen im Bereich Soziales begründet. Gleichzeitig stellt auch der Kreis fest, dass die Differenz zwischen Kostensteigerungen und Mehrerträgen immer weiter zunimmt. Die Kreisumlage Mehrbelastung Jugendamt wird mit rund 54,9 Mio. € ausgewiesen, was einer Verbesserung um 0,11 Prozentpunkten beim Hebesatz entspricht.
In seiner Haushaltsrede unterstrich Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, dass er den Haushaltsentwurf 2026 in einer Zeit vorstelle, die er als „permanente Anspannung und sich überlagernde Krisen“ beschreibt. Angesichts weltpolitischer Entwicklungen, sicherheitspolitischer Risiken und der „katastrophalen Finanzlage“ vieler Kommunen betonte er den Anspruch des Kreises, Stabilität zu geben und zugleich handlungsfähig zu bleiben. Die jüngsten Wahlen auf Bundes- und Kreisebene hätten zudem gezeigt, dass die politische Landschaft im Wandel sei. Mit Freude hob Dr. Schulze Pellengahr die mit 65,6 Prozent landesweit höchste Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl hervor: „Dies zeugt von einem vitalen demokratischen Bewusstsein unserer Bürgerschaft.“
Rückblickend auf 50 Jahre kommunale Neugliederung und zahlreiche Investitionsprojekte zeigte der Landrat die langfristige Entwicklung des Kreises auf und zugleich die Notwendigkeit, entschlossen in Zukunftsfelder zu investieren, wie es mit der Fortschreibung der strategischen Ziele definiert ist. So seien der weitere Ausbau der Radwege und Berufskollegs, Maßnahmen für Klimaschutz und Biodiversität sowie umfangreiche Investitionen in Bevölkerungsschutz und Rettungsdienst deutliche Zeichen dafür, dass der Kreis wisse, wie man Herausforderungen angeht: „Der Kreis Coesfeld ist eine Erfolgsgeschichte. Die Reform von 1975, die damals durchaus kritisch beäugt wurde, hat leistungsstarke Verwaltungen und eine starke Region geschaffen.“ Gleichzeitig mahnte der Landrat jedoch zur Wachsamkeit angesichts zunehmender geopolitischer Bedrohungen, Sabotagerisiken und der Anforderungen aus der zivilen Verteidigung. „Wir dürfen nicht naiv sein“, so Dr. Schulze Pellengahr, und betonte, dass Resilienz längst ein strategischer Pflichtbereich geworden sei, den man stets im Blick habe.
Bezogen auf die dramatische Haushaltslage vieler Städte und Gemeinden unterstrich Dr. Schulze Pellengahr, dass der Kreis Coesfeld alles daransetze, gemeindefreundlich zu bleiben und dabei gleichzeitig die eigene Handlungsfähigkeit zu wahren. Das neue Infrastrukturfinanzierungsgesetz (LuKIFG) sei zwar „ein kleiner Hoffnungsschimmer“, aber angesichts der Investitionsbedarfe schlussendlich nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“. Der Landrat forderte deutliche Entlastungen durch das Land NRW und machte klar: „Dauerhaft signifikant mehr Geld ausgeben, als wir einnehmen – das hält kein Haushalt lange aus.“
Dennoch blickt er zuversichtlich auf das kommende Jahr: „Wir haben hier schon ganz andere Herausforderungen gemeistert“ und werden auch weiterhin „tatkräftig das gestalten, worauf wir direkt Einfluss nehmen können“.
Kreiskämmerer Dr. Linus Tepe legte anschließend die Kernzahlen für den Haushalt dar. Dabei betonte Dr. Tepe, dass der Kreis Coesfeld trotz erheblicher gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen mit Zuversicht in die Zukunft blicke. Der Kreis sei „stark auch für morgen“, trotz weltpolitischer Krisen, wachsender sozialer Belastungen oder bürokratischer Hürden. Es gehe darum, den Blick zu schärfen und das Erreichte nicht kleinzureden: Glasfaserausbau, ein moderner ÖPNV, eine niedrige Arbeitslosenquote und umfangreiche Klimaschutzmaßnahmen seien Belege für die Leistungsfähigkeit des Kreises.
Finanziell steht der Haushaltsentwurf 2026 unter erheblichem Druck. Der Kreis muss steigende Belastungen insbesondere durch die Umlage an den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, den Sozialbereich sowie den ÖPNV verkraften. „Allein diese Steigerungen machen rund 99,4 % der Mehrbelastung aus“, so Dr. Tepe. Gleichzeitig investiert der Kreis gezielt weiter: in Rettungswachen, Krisenvorsorge, Gebäudesanierungen, Digitalisierung, IT-Sicherheit sowie die Infrastruktur der Schulen. Auch im Jugend- und Sozialbereich steigen die Bedarfe, etwa bei Pflegekosten, Schulbegleitungen oder stationären Hilfen deutlich an. Der Kreis bleibt dennoch bei seinem maximal kommunalfreundlichen Kurs: Verbesserungen aus Jahresabschlüssen werden weitergegeben. Dies allein habe in den letzten Jahren zu einer Entlastung vor Ort von über 23 Mio. € beigetragen. Jedoch warnte Dr. Tepe davor, die letzten finanziellen Reserven zeitnah einzusetzen. „Ansonsten droht uns als Kreis bei unerwarteten Ereignissen ganz schnell der Weg in Bereiche, in die wir alle nicht wollen“, so Dr. Tepe
Mit dem Haushalt 2026 setzt die Kreisverwaltung auf Kontinuität, Modernisierung und eine verlässliche Partnerschaft mit den Kommunen. Dr. Tepe hob hervor, dass Verwaltungsmodernisierung, Klimaschutz, Mobilitätswende und Digitalisierung konsequent fortgeführt werden: „Wir füllen Digitalisierung weiter mit Leben und machen unsere digitale Infrastruktur resilienter.“ Projekte wie die Wiedereröffnung der Kolvenburg, Investitionen in den Rettungsdienst, die Umsetzung der Nationalen Klimaschutzstrategie oder interkommunale Kooperationen zeigen, dass der Kreis auch in unsicheren Zeiten gestaltend vorangeht. Dr. Tepe rief den Kreistag auf, den eingeschlagenen Weg mutig fortzusetzen: „Wir alle haben die Chance, auch das Morgen stark zu machen.“
Bis Februar 2026 finden die Haushaltsberatungen der politischen Gremien statt, am 18. Februar 2026 wird im Kreistag über das Zahlenwerk entschieden.